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Auslandsstudium: Dank der Eltern – aber auch für sie?

Auslandsstudium: Dank der Eltern – aber auch für sie?

Yung Wing, der erste chinesische Staatsbürger, der einen Abschluss an einer US-amerikanischen Universität erwarb. (C) Fred Hsu/Wikipedia. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Yung_Wing

Mit einem abgeschlossenen Studium im Ausland stehen chinesischen Studenten alle Türen offen. Daher ist oft die ganze Familie involviert – nicht zuletzt finanziell. Dass diese Unterstützung nicht immer konfliktfrei ist, zeigen Diskussionen chinesischer Netizens.

Ein Auslandsstudium gilt in China als Vollendung des inländischen
Bildungsweges. Doch in letzter Zeit mehren sich Negativschlagzeilen, die eine Entscheidung pro Ausland erschweren.

 

Gefahren fernab der Heimat

 

Beispielsweise gab es in den vergangenen Jahren, unter anderem in Deutschland und den USA EntführungenVergewaltigungen und Morde an chinesischen Studentinnen, die bei einigen Eltern zur Rücknahme ihrer Unterstützung von Auslandsplänen ihrer Kinder führten.

 

Ein weiterer „Skandal“ war der Fall einer jungen Chinesin, die zum Studieren ins Ausland ging, einen Amerikaner heiratete und nach Medienberichten den Kontakt zu ihrer Familie abbrach. Viele warfen der jungen Frau vor, ihre Eltern verraten zu haben und in der Diskussion wird außerdem offenbar, dass einige Eltern das Auslandsstudium ihrer Kinder als Investition in die eigene Zukunft betrachten.

 

Weibo-Nutzer „Ein ganz besonders Gefühl in der Zukunft vorausträumen“ betrachtet die Heirat gar als eine Art Landesverrat:

 

Wenn du kein Geld für dein Auslandsstudium gehabt hättest, hättest du dann einen Ausländer heiraten können? Deine Eltern haben gehofft, dass du dein erfolgreiches Studium nutzt, um die Nation voranzubringen und nicht, um mit einem Ausländer dein Land zu betrügen.如果你没钱留学,你还有机会嫁老外不?你爸妈让你学成报效祖国,不是让你找个老 外叛国。

 

Verantwortung durch Vertrauen

 

Diese Reaktion zählt unter den Diskutanten zu den eher extremen Meinungen, die nicht viele unterstützen. Einige haben Verständnis für das Handeln der Studentin, so auch Weibo-Nutzer „Fast zwanzigjähriger Chen Dudu“:

 

Aber wenn ich mir die Eltern anschaue, die die Geschichte ihrer Tochter an die Medien durchgestochen haben… Dann kann man doch verstehen, warum die Tochter nicht mehr in die Heimat zurückwill, oder? Es kann auch nicht lange gutgehen, wenn man seine Altersvorsorge komplett an seine Kinder kettet. Und hat die Tochter wirklich gesagt, dass sie nicht nach ihren Eltern schaut? Oder sie finanziell nicht unterstützt? Na eben! Meine Eltern jedenfalls würden, egal was sie für mich tun, nie als Voraussetzung ein „Wie kannst du das denn wieder gut machen!“ setzen. Und sie respektieren meine Entscheidung vollends. So jedenfalls werde ich ein Leben lang Verantwortung für sie tragen!可是会把这种事往媒体捅的父母…有点理解女儿为什么不愿意回国? 养儿防老这种 事 用来拴住孩子也栓不久的… 而且女儿有说再也不回来看望吗?还是说了不提供赡养 费?就是…反正我爸妈为我做任何事 都不会以【你要如何回报】为前提 也完全尊重我 的决定 这样的话我反而会对他们负责一辈子啊w

 

Viele Eltern scheinen diese Meinung zu teilen, denn dieser und ähnliche Kommentare
erhalten viel Zuspruch. Es entsteht der Eindruck, dass sich die meisten Eltern einfach nur wünschen, dass ihre Kinder glücklich sind. Ob es sich für sie persönlich „auszahlt“, rückt dabei in den Hintergrund. User „Chinesisch-koreanische Ehe in Japan“, berichtet von einem solchen Fall verwandtschaftlicher Fürsorge:

 

Gestern ist die Familie meiner Tante mütterlicherseits aus China gekommen. Heute habe ich mich den ganzen Tag um sie gekümmert und sie (…) herumgeführt. Meine Eltern hatten damals das Geld das sie sich vom Munde abgespart hatten, um mir einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen, für eine große Tumoroperation meines Vaters aufwenden müssen. Aber mein Onkel hat darauf bestanden, mir das Geld, das er für den Erwerb einer Wohnung zurückgelegt hatte, zu leihen. Koste es, was es wolle: Mir sollte das Auslandsstudium ermöglicht werden. Ohne diese (Unterstützung) wäre ich heute nicht, wo und wie ich bin. Und wegen mir hat es mein Onkel nicht zu Reichtum gebracht. Dafür bin ich ihm ein Leben lang dankbar!昨天姨夫一家从国内来。今天一直照顾他们,带他们在外面逛。当年父母辛辛苦苦存了一笔留学的钱,父亲的一场癌症大手术全部花光。但姨夫却坚持把自己要买房子的钱借给了我,无论如何也得让我去留学。就这样有了今天的我因为我,姨夫没能大富大贵,感恩一辈子……

 

Auch finanziell etwas zurückgeben

 

Dass Auslandsstudenten das Geld ihrer Eltern oder anderer Verwandter nutzen, um sich zu finanzieren ist eher die Regel als eine Ausnahme. Nicht wenigen Studenten bereitet dies aber auch Bauchgrimmen. Und so berichtet Userin „Evelinababy Australische fortgeschrittene Studentin“ auch stolz von ihren ersten „eigenen Schritten“:

 

Puh! Endlich habe ich genug zusammen, um die Studiengebühren für mein letztes Semester zu finanzieren. Von heute an, muss ich nie wieder das Geld meiner Eltern ausgeben! Ich habe echt Gewissensbisse, dass ich viel mehr Geld als andere Auslandsstudenten verbraten habe. Ich werde alles tun, um meinen Eltern auch jeden Monat ein wenig zu überweisen. Jetzt bin ich dran, mich um euch zu kümmern!好了。终于凑够了最后一学期的学费。今天开始,再也不花父母的钱了!很内疚比别 人多花了好多留学的钱。我会好好努力,给爸妈每个月也打钱。换我来养你们了。

 

Für ihre Pläne bekommt sie viel Zuspruch. So etwa von Netizen „LiuQiNgQingQingQing“:

 

Du bist eine verständige, gute Tochter!懂事的好女儿,你爸妈会为你感到欣慰的!

 

Tatsächlich ist es nicht besonders üblich seinen Eltern schon während des Studiums finanziell etwas zurückzugeben, da die Eltern dies auch gar nicht erwarten. Für die Eltern steht meist das Wohlergehen und der Studienerfolg ihrer Töchter und Söhne im Mittelpunkt, Geld spielt nicht die entscheidende Rolle.

 

Die Diskussion bietet nur einen kleinen Einblick in das sehr vielschichtige Thema
„Auslandsstudium“. Dennoch wird eines deutlich: Ein Studium ist eine Angelegenheit der
ganzen Familie – im Guten wie im Schlechten.

 

Zum Weiterlesen:

 

Zum Studium ins Ausland: Nur wohin?

Das lernen sie schon selbst: Die Rolle chinesischer Eltern in der Sexualaufklärung

 

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