Hongkongs Bevölkerung hat vor kurzem eine neue Legislativversammlung (LegCo) gewählt. Sowohl auf dem Festland als auch in Hongkong wurden mediale Berichterstattung und Netzbeiträge jedoch stark zensiert. Dies bereitet vor allem den Hongkongern große Sorgen, da sie ihren Sonderstatus mit mehr Presse- und Versammlungsfreiheit in Gefahr sehen.
Es stand viel auf dem Spiel bei den diesjährigen Wahlen in Hongkong, denn es war die erste Wahl nach der Regenschirm-Bewegung 2014, die sich gegen eine verstärkte politische Einmischung Pekings richtete.
Angesichts dieser großen Bedeutung scheint es ungewöhnlich, dass vor allem positive Kommentare seit der Wahl im Internet selten zu finden sind. Die chinesische Zensurbehörde schränkt mit aller Macht die Berichterstattung zur Wahl in Hongkong ein, sowohl in Zeitungen als auch in sozialen Netzwerken. Auf Chinas größtem sozialen Netzwerk Sina-Weibo ergibt die Suche nach „Hongkong Wahl“ nur wenige Ergebnisse.
Ein gelöschter Kommentar eines unbekannten Netizens wurde vom China Media Project der University of Hong Kong veröffentlicht:
Auch der folgende Kommentar war politisch zu sensibel und wurde entfernt:
Gelenkte Berichterstattung
Neben der Zensur von Kommentaren hat die kommunistische Zentralregierung ebenfalls versucht, den Diskurs des Wahlkampfes bis zum Schluss zu beeinflussen: einerseits durch ausgewählte Berichterstattung, andererseits durch das Redigieren von Peking-freundlichen Netzbeiträgen. Am Tag nach den Wahlen in Hongkong gab es in einer Datenbank mit über 300 chinesischen Zeitungen lediglich einen einzigen chinesischsprachigen Bericht über die Wahlen. Dies steht im starken Kontrast zu 166 Berichten in lokalen Zeitungen aus Hongkong. Auch wurde in der Folge ein eher kritischer Ton gegenüber der neuen politischen Generation angeschlagen. Ein bekannter Aktivist wurde nach der Wahl von der Webseite www.stnn.cc folgendermaßen präsentiert:
Aktive Propaganda
Und auch die 50 Cent-Parteimitglieder haben während der Wahl eine aktive Rolle gespielt, wie folgender Kommentar des Internet-Nutzers Sucker und die Reaktionen darauf zeigen:
Doch viele Hongkonger Netizens durchschauen solch offensichtliche Propaganda und kritisieren diese lautstark. Nutzer Xie Lei schreibt als Antwort auf den oben zitierten Kommentar:
Sorgen um Hongkongs Zukunft
Es sind diese perfiden Methoden der Zensur und aktiven Propaganda, die den Bürgern in Hongkong Sorgen bereiten. Während der diesjährigen Wahlen haben viele gemerkt, dass der Nachrichtenkrieg gegen Peking schwer zu gewinnen ist. Netizen Zhu Wentong stellt im Blick auf die Zukunft konsterniert fest:
Und User Zhou Yan muss zynisch feststellen:
Zum Weiterlesen:
Mirko Woitzik, Wahlen in Hongkong: Wohin will die Metropole?, Stimmen aus China, 5. September 2016
David Bandurski, What Hongkong Election?, China Media Project, 5. September 2016
Huang Zheping, What election? Information about Hong Kong’s historic vote is blocked or censored in China, Quartz, 5. September 2016
Foto: Quartz-Screenshot von Weibo, http://tinyurl.com/j42bvv9