Am 25. Mai 2013 fanden weltweit mit einer Beteiligung von mehr als zwei Millionen Menschen in über 45 Ländern Proteste gegen den Nahrungsmittelkonzern Monsanto statt. Die Proteste richteten sich vor allem gegen die Monopolstellung des Unternehmens auf dem Agrarmarkt, die laut Kritikern die Vielfalt von Saatgut und des Nahrungsangebots gefährde, sowie gegen die Nutzung gentechnisch veränderten Saatguts – einen Markt, den Monsanto mit 90% der angebauten Gen-Pflanzen weltweit klar dominiert.
In Europa sind genmanipulierte Lebensmittel weitgehend verboten. Allein die Maissorte MON 810 von Monsanto und die von BASF entwickelte Amflora-Kartoffel haben es auf den europäischen Markt geschafft – sehr zum Unmut vieler Umwelt-NGOs. In China wird mit genmanipulierten Nahrungsmitteln deutlich lässiger umgegangen, vor allem in Anbetracht der Herausforderung, ein Fünftel der Weltbevölkerung ernähren zu müssen. Schon jetzt ist China der größte Importeur von Gen-Soja (auch von Monsanto) und größter Produzent von Gen-Baumwolle. 2009 erklärte die chinesische Regierung außerdem, genetisch modifizierten Reis und Mais in China anbieten zu wollen; sowohl aus eigenem Anbau als auch durch Importe aus z.B. den USA.
Chinesische Verbraucher haben Angst vor Gen-Nahrung
Bisher ist es bei der Ankündigung geblieben, denn die Sorge der Verbraucher ist groß. Das liegt nicht zuletzt an den Skandalen um geheime Tests von Gen-Reis an Kindern, die 2012 von Greenpeace aufgedeckt wurden. Die Widerstände aus dem Volk sind groß und der Handlungsspielraum der chinesischen Regierung schwindet. Mittlerweile wird sogar spekuliert, dass sich mit der neuen Regierung auch ein Paradigmenwechsel hinsichtlich der Gen-Nahrung anbahnt. Aktuelle Berichte über die Zerstörung von Gen-Mais-Lieferungen durch die Regierung lassen solche Schlussfolgerungen durchaus zu.
„Monsanto begeht Völkermord am chinesischen Volk“
Ein Blick in chinesische Blogs bestätigt die Abneigung vieler Konsumenten gegen Gen-Nahrung. Die Proteste gegen Monsanto fallen somit auch in China auf fruchtbaren Boden. Bloggerin A Sang teilt den Eintrag eines anonymen Nutzers, der Monsanto direkt adressiert und den Konzern für die Überschwemmung des chinesischen Marktes mit Gen-Nahrung verantwortlich macht.
Unter eurem Einfluss hat die Fläche in China, auf der genmanipulierte Pflanzen angebaut werden, bereits vor zwei Jahren 38 Millionen Hektar erreicht und bedeckt damit 30% des fruchtbaren Bodens. (…) Die Sünden, die ihr dem chinesischen Volk angetan habt, sind schlimmer als jegliche Verbrechen der imperialistischen Invasoren in der Vergangenheit! Ihr seid der Antipode, der Erzfeind der Menschen in China und auf der Welt! Aber wer Anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein! Wir Chinesen und Menschen auf der ganzen Welt müssen eure Verbrechen gegen die Menschheit radikal entblößen! Stoppt euren Völkermord am chinesischen Volk mit genmanipulierten Pflanzen! Neigt euer Haupt vor den Menschen Chinas und der Welt und kompensiert uns! Monsanto, du böseste Firma der Welt, verzieh dich aus China!!在你们操控下,我国转基因作物种植面积两年前就已达5.7亿亩,超过耕地面积的30%。(…)你们对中国人民犯下的罪孽超过历史上任何一个帝国主义的侵略罪行!你们是全中国人民和全世界人民不共戴天的死敌!多行不义必自毙!中国人民和世界人民一定要彻底清算你们的反人类罪!你们必须立即停止对我国人民种族灭绝的转基因生物战争!向全中国人民和全世界人民低头认罪并作出赔偿!世界最邪恶公司孟山都滚出中国!!
Die Verantwortung im Widerstand gegen Gen-Nahrung liegt für Gu Xiulin, eine engagierte Professorin für Wirtschaft an der Yunnan Universität, bei der Bevölkerung.
In China ist das Übel der Gentechnik am schlimmsten, gleichzeitig sind wir am leisesten. Wollen wir wirklich darauf warten, dass die weltweite Bevölkerung Monsanto niederreißt und der „nicht schädlichen“ aber trotzdem gefährlichen Gen-Modifizierung ein Ende setzt? Wollen wir nur hinter den Völkern Amerikas, Europas und Afrikas stehen, um einen Teil der Siegesfrüchte abzubekommen? Verlieren wir so nicht unser Gesicht? (…) Nieder mit den Gen-Faschisten! Uns gehört das Recht auf Leben! Der Sieg wird unser sein!中国受转基因之害最深,却最没有声音!难道我们要等全世界人民把罪恶的孟山都扳倒,把“无毒”却有大害的转基因废掉,跟在美洲欧洲非洲人民后面,去分一点胜利果实享用吗?那不太丢人了吗. (…) 打倒转基因法西斯,生存权属于人民!胜利属于人民!
Widerstände werden nicht geduldet
Auch auf Weibo, dem chinesischen Äquivalent zu Twitter, werden die Proteste gegen Monsanto kommentiert. Berichte von Beteiligten machen deutlich, dass die Regierung keineswegs völlig vom Gen-Kurs abgerückt sein kann. Gu Xiulin schreibt in einem Tweet über Repressalien der Regierung gegen die Demonstranten.
Am 24. Mai wurden wir festgenommen, mit dem einzigen Ziel, uns davon abzuhalten, China bei der Flut des weltweiten Protestes gegen Monsanto zu repräsentieren.他们在5月24日抓我们,目的只有一个:阻止我们代表中国加入全球反对孟山都公司的滚滚洪流。
Braucht China Gentechnik zur Ernährung seines Volkes?
Trotz Protesten lassen sich auch Befürworter von Gentechnik finden. In einem Kommentar schreibt „Verstehen Verwirrung“ von der Notwendigkeit technischen Fortschritts zur Ernährung der chinesischen Bevölkerung und Aufrechterhaltung des Wettbewerbs. Für ihn ist die Skepsis gegenüber genetisch manipulierter Nahrung die gleiche, die man in der Vergangenheit bei der Nutzung von Maschinen, neuen Produktionswegen oder ausländischen Investitionen hatte: überwindbar.
Meine Einstellung gegenüber der Einführung der Produktion von genetisch veränderten Lebensmitteln ist, dass man Chinas Wissenschaftler darin unterstützen muss, sich an der Forschung über Gentechnik zu beteiligen und die Nutzung von Sorten, dessen geistiges Eigentum in China liegt, weiter forciert. Die einfältigen Idioten, die chinesische Gentechnikforscher als Verräter bezeichnen, sollten auf keinen Fall toleriert werden.我对待引进转基因粮食生产的态度是,一定要支持中国的科学工作者积极参与转基因技术的研究,一定以要支持有中国自主知识产权品种的推广应用,坚决反对那些对搞转基因技术研究的科学工作者说成是汉奸的愚昧无知者。
Zum Weiterlesen
Melanie Adamietz: „Die Ratte im Schafspelz – Chinas neuster Lebensmittelskandal erhitzt die Gemüter“, Stimmen aus China,29.05.2013.
Verena Menzel: „Wieder vergiftete Milch in China – Neuer Lebensmittelskandal empört Chinas Verbraucher“, Stimmen aus China, 29.02.2012.
Niu Shuping und David Stanway: „China delays GMO corn, rice to woo the public“, Reuters, 07.03.2013.
Jim Harkness: „The politics of GMO in China“, Institute for Agriculture and Trade Policy, 21.10.2011.
Greenpeace Deutschland: „Monsanto – Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft“, Greenpeace Deutschland, April 2005.
Es gibt in Deutschland Medikamente mit modifizierter Stärke. das ist genmanipulierter Mais, Kartoffel und Weizen. Ich dachte immer das ist in Deutschland verboten.
Da ich allergisch auf Mais bin, muß ich wahnsinnig aufpassen, das ich nichts falsches kaufe.
L.G. D; Sch.