100 Tage in China mit nur exakt 100 Wörtern pro Tag beschreiben – der Schweizer M. Reist legt einen Reiseführer vor, der besonders die Lesegewohnheiten der Fans von getwitterten Kurztexten bedienen dürfte.
Sprachlich bereitete sich der nach eigener Aussage Asientrip-erfahrene Autor mit Hilfe von zwanzig Lektionen Chinesisch auf den Aufenthalt im fernen Osten vor. Streckenweise begleitet von seinem Bruder und einigen Freunden erkundete der Autor Beijing und Pingyao, besuchte drei Wochen lang eine Sprachschule und eine Woche eine Qigong-Schule. Touristische Highlights waren Besuche in Shanghai, Hangzhou, Huangshan sowie Yangshuo, Kunming und Dali. Außerhalb Festlandchinas gab es kurze Abstecher nach Taiwan und Hong Kong.
M. Reist bietet Einblicke in seinen Alltag unterwegs: Er schildert abenteuerliche Ausflüge per Elektrovespa, Bus und Fahrrad, Begegnungen auf der Straße und in Hotels sowie beim Qigong-Üben. Witzig bis überdreht ist die Beschreibung des anstrengenden Sprachenlernens, das der Autor mit Hilfe von Eselsbrücken abwechslungsreicher zu gestalten versucht:
Während Gedächtnisstützen wie diese dem Leser nicht ohne Weiteres erschließen, scheint der Autor gegen Ende des Aufenthalts genug gelernt zu haben, um sich inmitten chinesischer Bekannter wohl zu fühlen:
Die kurzen Texte funktionieren besonders da gut, wo Interaktion mit Einheimischen im Mittelpunkt steht, die -ob der sprachlichen Barrieren- genau in der Kürze der Darstellung ihre Vielschichtigkeit erweist:
Weniger gut gelingt die bewusste Reduktion bei Landschafts- oder Stadtbeschreibungen, wo der Leserblick nach den jeweiligen Tagesabschnitten schnell zur Buchmitte und den dort zusammengetragenen Fotografien eilt. Erst mit den Bildern dort verfestigt sich das Vorgestellte zu einem bleibenden Eindruck. Hier hätte das Format sicher davon profitiert, die Bilder den Texten unmittelbar voran zu stellen:
Die besuchten Orte waren mehrheitlich touristische Ziele, an denen die Ortsansässigen an den Kontakt mit Ausländern gewöhnt sind. Das Buch vermittelt anhand der kurzen Sequenzen, welche Schwierigkeiten Individualreisen in China auch in für den Tourismus erschlossenen Gegenden mit sich bringt. Es führt unmittelbar zu der Erkenntnis, dass selbst minimale Sprachkenntnisse viele Türen öffnen. Anders formuliert: Die sprachlichen Hürden führten beim Autor trotz des festen Willens, sich einzufinden, immer wieder zu einem Gefühl des Fremdseins und -bleibens, auch und gerade dort, wo der Aufenthalt sehr kurz war, wie in Taiwan (16 Tage). Gleichzeitig wirbt das Buch aber auch für das Land, in dem die Freundlichkeit gegenüber Fremden -bei allen Widrigkeiten des Alltags- zum Erkunden einlädt:
Zum Weiterlesen:
Link zum Verlag/Buch https://www.conbook-verlag.de/buecher/fast-konfuzius/
Junge Menschen in China, Taiwan und Hongkong: Der Alltag ist bunt!
Simone Harre, Menschen in China – Blog