In der Vergangenheit hat man sich in Würde voneinander scheiden lassen, wenn ein Ehepartner eine Affäre hatte. Heutzutage ist dies nicht so einfach wie früher, da das Interesse an der Aufrechterhaltung einer Ehe weitreichender ist. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich in China gerade eine neue Karrieremöglichkeit: der Job als Affären-Jäger.
Zu dieser Einschätzung kommt ein vielgelesener Blog-Artikel, der sich mit verschiedenen Facetten des Phänomens außerehelicher Beziehungen auseinandersetzt. Nach einer aktuellen Statistik sind heute 74,6% aller Scheidungen in China auf Affären zurückzuführen. Dass betroffene Partner, die unter dieser Situation leiden, nach Alternativen zu einer Scheidung suchen, ist demgemäß auch ein zunehmender Trend. Der entsprechende Berufszweig in der Branche der Ehe- und Partnerberatung gewinnt damit an Beliebtheit: In kleinen Teams wird auf der Grundlage klarer Arbeitsabläufe und detaillierter Pläne daran gearbeitet, sogenannte „Kleine Dritte“ zu vertreiben – außereheliche Geliebte beiderlei Geschlechts.
Karriere mit guten Erfolgsaussichten
Luo Rong 罗荣 ist ein erfahrener, erfolgreicher Affären-Jäger in der südwestchinesischen Millionenstadt Chengdu. Der Geschäftsbereich seiner Firma umfasst unter anderem Eheberatung und Rechtsschutz bei Scheidung. Mit dem „Verjagen“ von Geliebten verdient er am meisten Geld. Jeden Monat hat er in diesem Geschäftsbereich mindestens 10 Kunden, die Gebühr liegt bei erfolgreichen Fällen zwischen 10.000 Yuan (1.289 Euro) und 120.000 Yuan (15.472 Euro). Für Luo Rong ist die Beendigung der Affäre eine anspruchsvolle Arbeit, da jeder Auftrag drei bis vier Monate oder sogar noch länger dauern kann:
Der Netzbürger Yuenu hat einen Freund in Beijing, der früher ein Affären-Jäger war.
Shuxin übt die gleiche Tätigkeit in Shanghai aus und hat großen Erfolg. Er teilt seine Erfahrung mit:
Gerecht oder unmoralisch?
Die am häufigsten verwendete Strategie ist es, die „Geliebte zu verführen“. Der normale Arbeitslauf ist dabei, die Lebensgewohnheiten und Interessen einer Geliebten unter die Lupe zu nehmen. Ein hübscher, junger und vermeintlich reicher Mann verführt die Zielperson dann. Daneben gibt es auch die Methode, sich „mit Geliebten anzufreunden“. Eine anonyme Ehefrau hofft, dadurch ihre Ehe retten zu können und sie begründet dies folgendermaßen:
Muyu hanyang ist da ganz anderer Meinung:
Ebenso beurteilt der Netizen steedhorse diese Berufstätigkeit:
Der Netzbürger Zhan Alan weist darauf hin, dass das Konzept nicht automatisch funktionieren muss:
Auch wenn die Meinungen im chinesischen Netz darüber auseinandergehen, der aktuelle Boom in der Branche der „Affären-Jäger“ lässt sich dadurch nicht aufhalten.
Zum Weiterlesen:
Neufassung des chinesischen Ehegesetzes: Ungerecht, frauenfeindlich oder notwendige Änderung?
Jiayang Fan: China’s Mistress-Dispellers, The New Yorker, 26.06.2017.