Es gibt in China 10.000 Scheidungen pro Tag. Dass bei diesen Zahlen auch viele Kinder betroffen sind, die danach bei nur einem Elternteil aufwachsen, ist klar. Die Betroffenen haben nicht nur mit Vorurteilen, sondern auch mit bürokratischen Hürden zu kämpfen.
Alleinerziehende haben es nicht einfach. Das gilt in China genauso wie in Deutschland. Anders aber als in Deutschland, scheinen die Hürden, denen Alleinerziehende von Seiten des Staates gegenüberstehen, noch ein kleines Bisschen höher.
Hinzu kommt, dass außereheliche Schwangerschaften trotz einer sexuellen Liberalisierung, die vorehelichen Sex mittlerweile relativ normal gemacht hat, noch immer ein gesellschaftliches Tabu sind.
So gibt es in vielen Familien noch immer Vorurteile gegenüber außerehelichen oder Scheidungskindern, die von den staatlichen Vorgaben noch bestärkt werden.
Ein hoher Preis
Um für die Kinder eine Wohnsitzerlaubnis, genannt Hukou, zu bekommen, müssen alleinerziehende Elternteile oft eine hohe Strafe, die „Gesellschaftserhaltungssteuer“ zahlen.
Eine andere Wahl als diese Gebühr zu bezahlen, haben die Eltern nicht, da erst durch einen Hukou zum Beispiel ein Schulplatz zugewiesen wird. Dass dies zu großen Sorgen führen kann, zeigt der Blogbeitrag einer Mutter, die aus der Sicht ihres Sohnes schreibt:
Die Höhe der „Gesellschaftserhaltungssteuer“ schwankt zwar, aber dennoch führt sie zu sozialen Ungerechtigkeiten, da es für manche eben schwieriger ist, sie zu bezahlen, als für andere.
So schreibt eine Weibo-Nutzerin sicherlich aus einer privilegierten Perspektive, wenn sie das Beantragen eines Hukous für Kinder von Alleinerziehenden als einfach darstellt:
Ein anderer Nutzer nimmt eine differenziertere Perspektive ein:
Familie und Arbeit
Bürokratische Schwierigkeiten sind allerdings nicht das Einzige, womit Alleinerziehende in China zu kämpfen haben. Auch in den Familien wird ein solches Lebensmodell oft nicht akzeptiert. In vielen Fällen wird der Mutter die Schuld an der Trennung und damit an der Situation gegeben. Diese wird zudem auch oft von der Familie allein gelassen, wie Weibo-Nutzerin „Ich bin klein und genau“ berichtet:
In dieser Lage stellt sich oft die Frage, wie man gleichzeitig Geld verdienen und sich um das Kind kümmern soll. Manchmal können die Großeltern auf die Kinder aufpassen, während das Elternteil arbeiten geht. Nicht viele Alleinerziehende schaffen es dabei, so erfolgreich zu sein, wie die Managerin aus diesem Blogeintrag:
Die Probleme, die damit verbunden sind, sich alleine um ein Kind zu kümmern, sind in China also nicht so anders als in anderen Ländern. Alles dreht sich um Zeit und finanzielle Unabhängigkeit. Allerdings werden diese Schwierigkeiten durch die chinesischen Regulierungen und gesellschaftlichen Ansichten noch verstärkt.
Zum Weiterlesen:
Gute Migranten, schlechte Migranten? – Blogger diskutieren das Hukou-System
Scheidung in China – Im Fernsehen, tatsächlich und zum Schein
Neufassung des chinesischen Ehegesetzes: Ungerecht, frauenfeindlich oder notwendige Änderung?