Während die einflussreiche First Daughter im Western oft mit Kritik zu kämpfen hat, wird sie im Reich der Mitte von Frauen wie Männern als „Göttin“ angehimmelt.
Erst vor kurzem wurde Ivanka Trump beim G20-Frauengipfel in Berlin ausgebuht für ihre Zugeständnisse an ihren Vater. Sie behauptete, dass der Präsident sie und viele andere Frauen immer unterstützt habe und keineswegs frauenfeindlich eingestellt sei. Auch in ihrem Heimatland stößt sie häufiger an Grenzen. Die New York Times bezeichnete sie neulich als eine Art post-feministische Reklamefritze, die uns traditionelle Weiblichkeit und männliche Macht verkauft, aber mit einer hübschen feministischen Schleife oben drauf.
Vorbild für junge Frauen
In China hingegen bewundern viele Netizens die glamouröse Ivanka und sehen in ihr ein Idol. So schreibt ein Weibo-Nutzer namens „Göttin Ivanka“:
Für viele junge Chinesinnen symbolisiert „Göttin Yi Wan Ka“ alles, was sie sich erträumen. Tianya-User „Neuer Stern 3815“ erklärt das so:
Schönheit, Geld, Karriere und die perfekte Familie – Yi Wan Ka scheint alles zu haben. Die sogenannte „Ivankamania“ hat ihrem Mode-Imperium bisher 166 Prozent Umsatzsteigerung gebracht – und das allein im noch jungen Jahr 2017. Viele ihrer Produkte werden – trotz der Bemühungen ihres Vaters, die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln – nach wie vor in China hergestellt.
Ihrer Beliebtheit in China schadet es außerdem nicht, dass sie ihre drei Kinder Mandarin lernen lässt, was sie regelmäßig auf sozialen Netzwerken zur Schau stellt. Ein Neujahrslied von Tochter Arabella wurde millionenfach geteilt und bekam viel Aufmerksamkeit. Netizen „Lehrerin der europäischen Sonne“ kommentiert Arabellas Fähigkeiten auf Weibo:
Das Video begeisterte vor allem viele chinesische Eltern, die sich gut damit identifizieren können, den Nachwuchs zum Sprachkurs zu schicken. Weibo-User „Kleines Glück und kleiner Traum“ schreibt dazu:
Netizen „Na Mo You Shang Dai“ hingegen kann eher wenig mit der derzeitigen Hysterie anfangen und meint kritisch:
Die Realität sieht anders aus
Kaum überraschend gestaltet sich der Alltag von jungen Chinesinnen völlig anders als das von Ivanka Trump vorgelebte Jetset-Leben, was sicherlich ein Grund für ihre Popularität ist. Sie müssen sich eher mit langen Arbeitstagen in einsamen Küstenstädten, steigenden Scheidungsraten und viel familiärem Druck auseinandersetzen. Wie es scheint, sagt die aktuelle „Ivankamania“ eher etwas über die schwierige Lage der jungen Generation in China aus als über die amerikanische Präsidententochter – die ist nicht nur räumlich, sondern in jeglicher Hinsicht weit entfernt vom Leben in China.
Zum Weiterlesen:
Jiayang Fan: „China and the legend of Ivanka“, The New Yorker, 11.05.2017,
Javier C. Hernandez: “The ‘Goddess’ Yi Wan Ka: Ivanka Trump Is a Hit in China”, The New York Times, 05.04.2017