Beethovens 5. Sinfonie dürfte fast jedem chinesischen Schüler bekannt sein, während das chinesische klassische Musikstück „Plum-blossom in Three Movements“梅花三弄 aus dem 15. Jahrhundert, das auf dem traditionellen Instrument Guqin gespielt wird, eher als fremd wahrgenommen wird.
Die chinesische klassische Musik erreichte als Ritual- und Hofmusik während der Zhou-Zeit (ca. 1000-250 v. Chr.) eine Periode der Reife. Damals wurden einige uralte Instrumente u.a. in feierlichen Zeremonien und bei Opferungen gespielt. Instrumente jener Zeit wie Bronzeglocken (Bianzhong) lassen sich heute leider nur im Museum anzuschauen. Jedoch wird Xun, ein 7.000-jähriges Blasinstrument aus Ton, auch heute noch gespielt. Die klassischen Musikstücke wurden je nach Besonderheiten für verschiedene Instrumente komponiert. Bekannt sind zum Beispiel die Stücke „High Mountains and Running Water“ 高山流水 und Guanglingsan广陵散, die auf der Guqin, einer siebensaitigen Zither mit sehr milden, eleganten Klangfarben gespielt werden, und die Pipamusik Moonlit Night on the Spring River春江花月夜, die schöne Szenen eines Gedichtes darstellt.
Allerdings lässt sich diese uralte edle Kunst kaum an die moderne Zeit anpassen. Viele sind der Meinung, dass die Beliebtheit westlicher Instrumente zum Untergang der traditionellen chinesischen Instrumente führt. Ein chinesischer Netzbürger schreibt auf der Diskussionsplattform Zhihu:
Allerdings ist die Zahl der traditionellen Instrumentenspieler auch nicht gering. Angeblich sollen insgesamt mehr als eine Millionen Jugendliche in China das Saiteninstrument Guzheng spielen. Das zweitbeliebteste Instrument ist demnach die Erhu, ebenfalls ein Streichinstrument, das von rund 600.000 Personen gespielt wird. Danach folgen das Saiteninstrument Yangqin und die Bambusflöte Dizi.
Zhihu-Nutzer KeiraChan meint dazu:
Trotzdem ist traditionelle Musik in China heute nicht der Mainstream. In Konkurrenz zu westlichen Instrumenten haben chinesische traditionelle Instrumente in mehrerlei Hinsicht die schwächere Position. Ein anonymer Netzbürger meint dazu:
Gerade weil der heutige Musikgeschmack in China sehr verwestlicht ist, schwächt dies die Konkurrenzfähigkeit der traditionell-chinesischen Instrumente. Der Wettstreit zwischen Instrumenten aus unterschiedlichen Ländern lässt sich auf internationalen Bühnen gut beobachten. Chen Yan erzählt auf Zhihu über ihr Erlebnis in Australien:
Offensichtlich tun sich chinesische Instrumente und Musik also im direkten Vergleich zur internationalen Konkurrenz je nach präsentiertem Stück schwer. Aber wenn eine Kunstform eine mehrtausendjährige Geschichte hat und noch heute von einer großen Zahl Liebhabern geschätzt wird, wird sie nicht ohne Weiteres untergehen.
Zum Weiterlesen/Weiterhören:
Video eines Konzerts der „12 girls band“
Video mit Guzheng-Musik: High Mountains and Running Water
Wu Promotion, Webseite mit einer Vorstellung der Instrumente Guqin und Pipa
Peter: Top 10 Chinese Musical Instruments, China Whisper, 31.12.2012
Foto: crazydean auf Flickr