„Wenn ein Freund aus fernen Landen kommt…“ – Ausländische Kollegen in China

„Wenn ein Freund aus fernen Landen kommt…“ –  Ausländische Kollegen in China

Teilweise beginnt der Austausch zwischen Ausländern und Chinesen schon an der Universität - wie hier an der Sun Yat-Sen University (SYSU) in Guangzhou, Screenshot: http://iso.sysu.edu.cn/

Das Verhältnis zwischen Ausländern und ihren chinesischen Kollegen ist nicht immer einfach. Es lauern eine Vielzahl kultureller Fallstricke und oft gibt es Berührungsängste. Im Internet tauschen sich Chinas Netizens über gute und schlechte Erfahrungen aus dem Büroalltag aus.

 

„Wenn ein Freund aus fernen Landen kommt, ist das nicht eine große Freude?“有朋自远方来,不亦说乎? Konfuzius stellte mit dieser rhetorischen Frage aus seinen berühmten Analekten klar, wie er Begegnungen mit von fern angereisten Gästen bewertet. Dass die Frage heute nicht mehr so eindeutig beantwortet werden kann, zeigt das Beispiel eines Daimler-Managers, der im November 2016 beim Streit um einen Parkplatz Chinesen als „Bastarde“ beschimpft und diese anschließend sogar mit Pfefferspray attackiert haben soll. Als Reaktion brandeten im Netz Diskussionen um westliche Arroganz und Schwierigkeiten bei internationaler Zusammenarbeit auf.

 

Ins Gespräch kommen

 

Die erste Hürde in der interkulturellen Kommunikation ist oft, überhaupt ins Gespräch zu kommen. Meist beschränkt sich der Austausch auf das Allernötigste, wie Netizen „Fauler, süßer Jugendlicher“ zu berichten weiß:

 

Unser oberster Chef ist Deutscher, bisher habe ich ihm gegenüber nur ein „Guten Morgen!“ hören lassen…大老板是德国人,迄今为止只和他说过 good morning…-_-

 

Andere, wie Netzbürger „Fester Engel“, suchen und finden Themen, mit denen sich gut in ein Gespräch einsteigen lässt:

 

Über Arbeitsthemen sprechen wir recht häufig. Andere Gesprächsthemen sind etwa Erklärungen zu Besonderheiten der chinesischen Mentalität oder „Unterricht“ im Umgang mit interessanten chinesischen Phänomenen. Das ist schon einiges. Auch über amerikanische Soaps lässt sich trefflich diskutieren (…). Hehe.工作上的事情就说很多啊。还有就是介绍中国国情,educate他们如何适应中国的各种奇葩方面。这些就很多了。再有一个话题,我们喜欢聊美剧,呵呵。

 

Um den Zugang zu ausländischen Kollegen zu erleichtern finden sich im chinesischen Internet zahlreiche Forenbeiträge, Tipps für den Umgang mit bestimmten Nationalitäten oder auch Erläuterungen zu Kulturunterschieden anhand von Geschichten.

 

Durch gegenseitiges Lernen reifen

 

Dass die Kommunikation auch weit darüber hinaus gehen kann, berichtet Bloggerin „Bingel“ in einem Blogeintrag über ihr Lernen mit ihrem ausländischen Chef:

 

Ich bin ihm äußerst dankbar. Von Anfang an hat er mich in alles, was ich nicht konnte, eingeführt. Ganz gleich ob es berufliche oder lebenstechnische Dinge waren, solange er Zeit hatte, hat er mir alles geduldig erklärt. (…) Gleichzeitig habe auch ich ihm Chinesisch und Wissen über Computer nähergebracht. (…)我是右边的这个老板招进来的,他会六国语言哦,接受能力特别强。这几年,特别感谢他,刚来这家公司时,我对外贸一窍不通,是他一点一滴的教会我;无论工作上的,还是生活中的,只要他有时间,他都会有耐心和我讲解。有时候我听不懂时,他会比划或画图让我明白;他在教我更多东西的同时,我也在教他中文与电脑知识;他来中国十一年了,现在中文非常的好,电脑知识也越来越好了…… 生活中或有什么困难,只要和他说,他也会乐于帮助咱;如果有什么事情,只要和他打声招呼,迟到早退也不会扣钱(但是我们加班的时候也没有加班费哦,只是加班的时候会给我们买些好吃的,加班情况比较少,一年也就几次) 很多中国人都说他人很好的……

 

An kulturellen Unterschieden wachsen

 

Dass dieser Austausch auch nervenaufreibend sein kann, weiß Bloggerin “Cindy Huyan“  zu berichten. Sie ist Hilfslehrerin an einem internationalen Kindergarten. Ihre direkte Vorgesetzte ist eine Ausländerin. In einer Blogserie berichtet sie von ihren Erfahrungen:

 

Am Anfang war es seltsam für mich, als Hilfslehrerin zu arbeiten, weil ich mich immer erklären und alles melden musste. Meine eigenen Vorschläge konnte ich nicht zum Ausdruck bringen und wenn (…), dann wurden sie von der Hauptlehrerin unterdrückt. (…) Ich bin unter ihrer ständigen Überwachung. Wenn ich mich mit den anderen Hilfslehrern austausche, kommt sie zu mir und erzählt mir: „Sprich bitte Englisch! Das hier ist eine internationale Schule und die Kinder sollen von klein auf von Englisch umgeben sein!“ (…) Das ist wohl der Kulturunterschied zwischen China und dem Westen, da muss ich dann wohl durch!刚开始很不适应助教的身份,因为什么都要请示,汇报,很少能表达自己的想法,即使某一天斗胆冒出了一个想法,也会被LEAD TEACHER打压下去。每天工作的时候,你总能感受到有一双眼睛在盯着你看,你做的每一件事都在她的监视中,当你给小朋友穿围裙的时候,她会走过来,对你说,“不能从后面给孩子套围裙,要从前面,让他们看到你在做的事情。而且还要边做边说“当你从外面给孩子们搬椅子进来的时候,她会走过来,对你说,”不能把椅子抬那么高,要把身体躬起来,孩子矮,你会碰到他们的。“当你和其他助教交流心得的时候,她会走过来,对你说,”请说英语,这里是国际学校,孩子们从小就要沐浴英文。“四个月来这种被监视的感觉压抑的我呼吸困难。我想这就是中西文化的碰撞吧,我告诉自己,挺住!

 

Dass sie diese Erfahrungen nicht nur negativ bewertet, zeigt der Schlusssatz unter ihrem Blogbeitrag:

 

Im Laufe dieses Semesters sind die Kinder durch den schrittweisen Unterricht der Lehrer jeden Tag etwas reifer geworden. Auch ich bin unter den geduldigen Hinweisen meiner ausländischen Kollegin jeden Tag ein wenig gereift.一个学期下来,孩子们在老师的谆谆善诱下一天天的长大,我在老外的耐心不断地叮嘱下也一天天成长,我想我和孩子的成长都是一样的,要想破茧成蝶,都要经历一些不开心吧!

 

Voreingenommenheit auf westlicher Seite

 

Dass man aber auch böswilligen Ausländern begegnen kann, erzählt User „Besonders leichtsinnig“. Er berichtet von der feindseligen Haltung einer französischen Kollegin. Für diese hatte er in der Vergangenheit, ohne dafür zuständig zu sein, aus Freundlichkeit ein Formular bearbeitet. Ein Jahr später trug sich folgende Begebenheit zu:

 

Die Kollegin meinte, sie hätte (das Formular) doch im vergangenen Jahr schon unterzeichnet. (…) Ich erklärte ihr darauf, dass (die Firma verlangt,) die Unterschrift jedes Jahr zu erneuern. Ich meinte, in diesem Jahr haben wir es noch nicht gemacht, also können wir auch erstmal kein Gehalt überweisen. Daraufhin sagte sie zu mir: „Nicht wir haben das nicht gemacht! DU hast es nicht gemacht!“ Ihr Ton dabei war unerträglich. Ich habe gehört, dass sie aus einer französischen Adelsfamilie kommt und entsprechend begütert ist. Das berechtigt sie aber zum Teufel nicht dazu, andere derart zur Schnecke zu machen!这同事说去年不是签了么,怎么又签。我又解释是每年更新的所以需要每年做。我说今年我们还没做,所以暂时还不能付款。结果这个同事说:‘不是我们没做,是你没做!’语气超级让人不爽。 (...) 这同事家境不错,传说中的老法国贵族,但尼玛说话太咄咄逼人没教养了。

 

Kinderliebe ist universell

 

Besonders gute Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitern hat hingegen Userin „Kleines Wantan 1985“ gemacht. Sie berichtet, wie sie eines Tages im vierten Monat ihrer Schwangerschaft von ihrer portugiesischen Kollegin einen Koffer geschenkt bekam:

 

Im Innern fanden sich sehr viele Babyklamotten, Hosen und selbst Strampelanzüge. (…) Sie hatte zuvor schon erwähnt, mir ein paar Klamotten schenken zu wollen. (…) Aus Dankbarkeit und Höflichkeit habe ich angeboten ihr die Dinge zu bezahlen oder sie zum Essen einzuladen. Beides lehnte sie ab, da sie die Dinge über ihren Mann auch umsonst bekommen hatte. (…)今天我们部门的一外国人女同事带来了个行李箱,然后跑到我这边给我看~ 里面满满的塞了很多BABY的小衣服,裤子,连体衣之类的。(虽然我身孕才4个多月,不过那些可爱的小衣服真的让我爱不释手啊~) 本来她之前是提到过说想送我点小孩衣服的,就没想到那么早就给我了。 因为她的外国人LG在上海一个很大的贸易公司做,工厂有很多BABY衣服的出口余单,她LG可以随便拿。然后就送我了。 出于感激和礼貌,我说我付钱给她或者请她吃饭,她都不要,说是她LG本来自己就每年免费拿小孩衣服回国去带给他们侄子啊什么的。 虽然她拿这些东西过来也不要钱,但是我还是很感激她的,感觉她也是很喜欢小孩的一个人。


Die Geschichten zeigen: Für die wachsende Gruppe an Ausländern in China gilt ein weiteres chinesisches Sprichwort – „Wenn der Wald groß ist, gibt es dort auch alle Arten von Vögeln.“ 林子大了,什么鸟都有

 

Zum Weiterlesen:

 

Lisa Krauss, Chinesisch-amerikanischer Konflikt erhitzt die Gemüter – US-Manager von Arbeitern in Fabrik festgehalten, Stimmen aus China, 13.07.2013.

 

Zum Einlesen für zukünftige Expats: Kristin Kupfer, China: Wissen was stimmt. Herder spektrum 2007.

 

Kategorien: Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Tags: , , , . Permalink.

Ist Ihnen dieser Beitrag eine Spende wert?
Dann nutzen Sie die Online-Spende bei der Bank für Sozialwirtschaft oder über PayPal.
Sicher online spenden über das Spendenportal der Bank für Sozialwirtschaft(nur Überweisung über 1 Euro.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.