Wang Xiaoshuai auf einer Veranstaltung in Deutschland. Bilder aus dem Archiv von Wangs Büro.
Im September 2016 kam der chinesische Film „Red Amnesia“ 闖入者 in die deutschen Kinos. Kurz nach der Aufführung hat SAC mit dem Filmmacher Wang Xiaoshuai王小帅 über seine Werke, sowie den aktuellen Stand des chinesischen Films gesprochen.
Wangs Filme basieren auf seinen eigenen Kindheitserinnerungen. Eine Zeit, die geprägt war von politischer Unruhe und dann gefolgt wurde von wirtschaftlichem Wandel.
Als Nachfolger zu „11 Flowers“ und „Shanghai Dreams“ schließt „Red Amnesia“ Wang Xiaoshuais Filmreihe zur jüngsten chinesischen Vergangenheit ab, die auch „Dritte Front Trilogie“ genannt wird. Dies bezieht sich auf die Zeit kurz vor der Kulturrevolution (1966-76), als viele ins traditionell schwächer entwickelte Westchina gingen, um den Wirtschaftsaufbau zu unterstützen. Gegenüber SAC berichtet Wang Xiaoshuai:
Individualismus bei Filmemachern der sechsten Generation
Red Amnesia war bereits 2014 im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig. Während der Film außerhalb Chinas positiv wahrgenommen wurde, erregte er in China wenig Aufmerksamkeit. Dies ist oftmals typisch für die Filme der Regisseure der sogenannten „Sechsten Generation“. Vertreter dieser Strömung sind seit den 1990er Jahren für ihre realistische Sichtweise, kritische Haltung und nicht-kommerzielle Einstellung bekannt. Wang, der dieser Generation zugerechnet wird, ist selbst mit der Kategorisierung jedoch nicht einverstanden:
Das schlechteste Zeitalter für nachdenkliche Filme
Filmplakat von Red Amnesia. Zur Verfügung gestellt von Wang Xiaoshuai.
Der Film „Red Amnesia“ handelt vom Leben der alleinstehenden Seniorin Deng Meijuan. So wie bei vielen Alten in China dreht sich ihr Leben um ihre Kinder und Enkel. Ihr Alltag verändert sich jedoch plötzlich durch anonyme Anrufe und einen Mordfall. Dies scheint in Zusammenhang mit Dengs Vergangenheit während der Kulturrevolution zu stehen.
Kritik zur gegenwärtigen Gesellschaft, Nachdenken über vergangene Ereignisse und Beobachtung der gesellschaftlichen Veränderung – all das bringt Wang Xiaoshuai in seinem Film „Red Amnesia“ unter:
Kritisch äußerte sich Wang zu der gegenwärtigen Filmindustrie. „Das ist das beste Zeitalter für kommerzielle Filme und gleichzeitig auch das schlechteste Zeitalter für nachdenkliche Filme.“ Während Hollywood-Filme große kommerzielle Erfolg erzielen, halten viele seiner Kollegen an der Nicht-Kommerzialisierung und Unabhängigkeit fest. Wang sagt, er sei unfähig, mit diesem Widerspruch umzugehen:
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