Sie teilen alles miteinander: Besitz, Wohnraum und Lebenskrisen. In Zeiten der Sharing Economy findet bei jungen Chinesen gerade ein Umdenken statt.
In internationalen Medien wie Financial Times oder Sydney Morning Herald wird schon das große Revival kommunistischer Ideale prophezeit. Das liegt an den immer beliebter werdenden „Start-Up Communities“. Hier teilen Großstädter neben Bad und Küche außerdem Büroräume und Geschäftsstrategien.
„Ein warmer Hafen in der Großstadt“
Dem Gründer des größten Start-up Wohnzentrums You+ Liu Yang liegt Gemeinschaft am Herzen. Er hat selbst über 10 Jahre als einsamer Arbeitsmigrant in Beijing, Shanghai, Chongqing und Hongkong verbracht, bevor er 2011 die erste You+ „Kommune“ in der südchinesischen Metropole Guangzhou eröffnete. Sein Ziel war es der Anonymität der Großstädte entgegenzuwirken und einen Rückzugsort für junge Träumer zu schaffen.
Beim Netzwerk WeChat will You+ mit dieser Beschreibung Interesse wecken:
Die Start-up Lebensgemeinschaften gibt es inzwischen in fast allen Großstädten Chinas. Neben You+, der bekanntesten und ältesten Community, verfolgen auch Mofang Gongyu und Youke Yijia ein ähnliches Konzept.
Das Angebot scheint wie gemacht für Tianya-User „Nicht Derselbe 2015”. Er beschreibt wie ihm die Wohngemeinschaft durch eine Krise geholfen hat:
Um das Gemeinschaftsgefühlt zu stärken und die Mitbewohner miteinander vertrauter zu machen, organisieren manche Zentren auch Events. Dabei werden Geschäftsideen oder Ratschläge geteilt, es geht um Vernetzung und Hilfsbereitschaft im Beruf und im Privatleben. Netizen „You002Wohnung“ ist besonders beeindruckt von einer dieser Veranstaltungen:
Mehr als Solidarität und Freundschaft
Forist „Guangzhou Heimat fern der Heimat“ ist ebenfalls begeistert von der Wohngemeinschaft, erhofft sich aber etwas mehr als Freundschaft. Er schreibt auf der Plattform Tianya :
Die Kriterien zur Aufnahme in You+ und ähnlichen Gemeinschaften sind vor allem für ein junges Publikum ausgelegt. Wenn einzelne Wohnungen untervermietet werden sollen, müssen sich diese auch nach den You+ Regeln richten. Folgende Ausschlusskriterien werden daher bei einer Anzeige auf Airbnb aufgelistet:
Dass die Start-up Gemeinschaften bei jungen Chinesen beliebter sind als bei ihren Altersgenossen in den USA und in Dänemark, zeigt dass das Bedürfnis nach alternativen Lebensentwürfen steigt. Gerade der hohe gesellschaftliche Druck führt dazu, dass immer mehr junge Leute die Ansprüche, die an sie gestellt werden, hinterfragen.
Zum Weiterlesen:
Bloomberg News: „Why China’s Millenials are happy to own nothing“ 3.Dezember 2015.
Langi Chiang: „China property venture You+ helps its young tenants achieve their dreams”, South China Morning Post, 22.April 2015.
Bilder: Screenshot von Weixin 25.8.16.