
Mit Bienchen zur sexuellen Aufklärung - in einigen Schulen in China beginnt die sexuelle Aufklärung bereits in der Grundschule
Wie macht man Sexualkundeunterricht richtig? Eine Frage, die auch in China vermehrt diskutiert wird. Im Netz berichten Lehrer und Schüler aus eigener Erfahrung.
Sexualkunde als Schutzmaßnahme
Forist “Voller Glauben” ist Lehrer an einer Bürgergrundschule. In der dritten Klasse findet dort ein zweisemestriger Sexualkundekurs mit je sechs Unterrichtsstunden statt. In einem Diskussionsbeitrag postet er Auszüge aus den verwendeten Lehrbüchern, deren erklärender Charakter eine Biene ist und schreibt:

Mit Bienchen zur sexuellen Aufklärung – in einigen Schulen in China beginnt die sexuelle Aufklärung bereits in der Grundschule, Screenshot: Zhihu, 09.05.2016.
Das besagte Lehrbuch ist inzwischen in vielen Grundschulen in Beijing und Umgebung im Einsatz und vermittelt Themen wie “Geschlecht ist vielfältig”, “Respekt ist die Grundlage jeden Handelns”, aber auch “Übertragbare Krankheiten und Vorbeugung” oder “Körperliche und seelische Veränderungen in der Pubertät”. Verfasst wurde es von der Kognitionswissenschaftlerin Wen Liuli, die sich dafür einsetzt, Eltern stärker in die sexuelle Erziehung ihrer Kinder einzubinden.
Sexualkunde ist nicht prüfungsrelevant
Netizen “xokleine Regenjackexo” berichtet darüber, wie er in seiner Jugend von Veränderungen an seinem eigenen Körper erschreckt wurde und wie seine Ängste dank des Biologieunterrichts abgebaut wurden:
3 Sekunden als Armutszeugnis
Der Blogger Liu Yijie hingegen berichtet in einem Blogbeitrag von dem Fall einer Hochschule, deren Sexualkundekurs innerhalb von nur drei Sekunden vergriffen war. Viele Studenten standen demnach am Eingang des viel zu kleinen Klassenzimmer oder sogar davor, um wenigstens Teile des Kurses mitzubekommen. Für ihn stellt dies ein Armutszeugnis für die Verwaltung der Universität da und er fordert Verbesserungen. Netizen Yuanmei kommentiert diese Nachricht und bringt das Problem auf den Punkt.
 
In den vergangenen Jahren reift in der chinesischen Gesellschaft die Erkenntnis, dass Sexualkundeunterricht an Schulen wichtig für den sozialen Frieden ist. Ungewollte Schwangerschaften, Infektionskrankheiten und Vergewaltigungen hofft man so einzudämmen.
* Der Ausdruck “Zhongkao 中考”, der wörtlich “Mittelprüfung” bedeutet, bezeichnet die Prüfung am Ende der 9. Klasse, die darüber entscheidet, an welche Oberstufenschulen (Gaoji Zhongxue 高级中学) die Schüler in Zukunft gehen können.
Zum Weiterlesen:
Irina Schmitz: “Ungesund für die Jugend: Chinesisches Rundfunkamt verbannt zu tiefe Dekolletés aus TV-Drama”, Stimmen aus China, 15.03.2015
Florian Jung: “Das lernen sie schon selbst: Die Rolle chinesischer Eltern in der Sexualaufklärung”, Stimmen aus China, 27.04.2016
“Wann kommt die Sexualkunde an Chinas Schulen”, german.china.org.cn, 26.11.2015
Edwards, Carolyn P.; Liu, Wenli; and Dennis, Jessica, „Chinese parents‘ perspectives on adolescent sexuality education„, Faculty Publications, Department of Child, Youth, and Family Studies, 2015.