„Unsere Mütter, unsere Väter“ – Chinas Zuschauer diskutieren über ZDF-Kriegsfilm

„Unsere Mütter, unsere Väter“ – Chinas Zuschauer diskutieren über ZDF-Kriegsfilm

Das Filmposter im chinesischen Internet © Screenshot Yong Yang

„Unsere Mütter, unsere Väter“, ein dreiteiliger ZDF-Fernsehfilm, zeigt schonungslos und brutal, was der Krieg aus Menschen macht. Das TV-Spektakel zog über sieben Millionen Zuschauer in seinen Bann. Die Reaktionen auf den Dreiteiler, der am 25.Oktober 2013 mit dem Prix-Europa als beste Kurzserie ausgezeichnet wurde, waren hierzulande überwiegend positiv. Auch in China wurde der Film ausgestrahlt und blieb nicht unkommentiert.

 

Der von Produzent Nico Hofmann verantwortete Kriegsfilm handelt vom Leben fünf junger Berliner, die sich im Sommer 1941 verabschiedeten, um sich – jeder auf seine eigene Weise – den Wirren des Krieges auszusetzen. Auch in China wurde der Film gezeigt und löste die unterschiedlichsten Facetten bezüglich der Vergangenheitsbewältigung eines Landes aus.

 

Stellen sich die Deutschen ihrer Geschichte?

 

Blogger „Stern Suchender“ sieht in dem Film eine gründliche und vor allem objektive Vergangenheitsaufarbeitung Deutschlands.

 

Die Länder, die sich schonungslos und objektiv ihrer Geschichte stellen, sind eher wenig. Die meisten betrachten ihre Geschichte von ihrer eigenen Perspektive. Es gibt viel zu wenige solcher Werke.能够直面历史的国家并不多似乎,大多都会从自己的角度来看,这类作品真应是非常之少的。

 

Netizen „Qianxue“ reagiert auf diese Aussage. Aus seiner Sicht sind einige Szenen nicht wirklich objektiv dargestellt.

 

Der Film ist zum Teil schon etwas subjektiv. Zum Beispiel zeigt er, wie Sowjetsoldaten barbarisch eine Krankenschwester vergewaltigen und Kriegsgefangene töten. Und auch die deutschen Soldaten bringen die Sowjets einfach um.仍然有一定倾向性,比如德国兵枪杀苏联人,就搞得好像很不情愿,但是苏联人强奸护士,杀战俘,就搞得好野蛮,像野兽。

 

Vergleich mit Japan bleibt nicht aus

 

Netizen Hua Qingxin vergleicht die Positionen gegenüber der kriegerischen Vergangenheit Deutschlands und Japans: Während sich Deutschland gründlich und dauerhaft mit seiner eigenen Geschichte auseinandersetze, sei Japans Vergangenheitsbewältigung geprägt von purer Ignoranz.

 

Japan und Deutschland sind beide Verlierer des Zweiten Weltkrieges. Während die Deutschen, von normalen Bürgern (…) bis zu hochrangigen Regierungsbeamten, in den vergangenen 68 Jahren die Verbrechen (des Deutschen Reichs) im Krieg reflektiert haben, (…) streiten in Japan viele rechts orientierten Politiker die Verbrechen ab und auch viele Bürger verdrängen diese grausige Geschichte mit Absicht. (…) Die Japaner sollten sich diesen Film gründlich anschauen und kritisch darüber nachdenken, was ihre Mütter und Väter getan haben!日本和德国同为二战战败国。德国这六十八年以来,从政府高官(...)到德国民众无不深刻反省战争罪行,(...)而日本却反其道行之,右翼政客的猖狂言行和普通民众的刻意遗忘. (…) 日本的老百姓也应该好好看看这德国电影,深自反躬回忆一下自己祖辈的所作所为!

 

Netizen „Kleines Blatt in Deutschland“ würdigt Deutschland wegen seiner ehrlichen Haltung zum Krieg.

 

Im Vergleich zu Japan, zolle ich Deutschland meinen Respekt und Bewunderung.和日本相比,德国真的是一个让我非常敬重的国度

 

Vorbild für Chinas Filmemacher

 

Auch für den Filmkritiker beim Shenzhen Abendblatt Yan Xu ist der Dreiteiler lobenswert. Chinas Kriegsfilme seien im Gegensatz dazu reine Propaganda. Es fehle ihnen an Inhalt zum kritischen Nachdenken über die Grausamkeiten des Krieges.

 

Wir haben viele Kriegsfilme, die Ideologie eintrichtern (…) und wenige Kriegsfilme, die zum Nachdenken verleiten. (…) Die chinesischen Regisseure geben sich kaum Mühe zu reflektieren, wie der Krieg Menschen verändert. An dieser Stelle ist der Mut der Deutschen anerkennenswert.我们有很多意识形态强烈的战争片,(...)难见反思性的战争片,(...) 战争对心理层面的影响,中国导演很少去碰触,在这一点上德国人的勇气更值得赞美。

 

In den Anti-Japan Kriegsfilmen werden Handlungen häufig nicht der Geschichte entsprechend dargestellt; die Chinesen sind meist übertrieben unbesiegbar. So sind z.B. Szenen nicht selten, in denen Chinesen mit Messer und Kungfu-Kampfkünsten dutzende japanische, mit Maschinengewehren gerüstete Soldaten, besiegen und umbringen. Dementsprechend sieht Netizen „Graf“ die deutsche Produktion „Unsere Mütter, unsere Väter“ als Vorbild für chinesische Kriegsfilme, da diese vollkommen auf den Heldenpathos verzichtet.

 

Der Film „Unsere Mütter, unsere Väter“ ist ein Vorbild für unsere eigenen Kriegsfilme. Gegenüber den billigen und monotonen mythologischen Anti-Japan Kriegsfilmen sollten wir uns fragen: haben wir der Geschichte den Rücken gekehrt? (…) Wenn wir durch Kriegsfilme unsere kriegerischen Gemüter darstellen, vergessen wir dabei nicht eigentlich, was ein Krieg tatsächlich bedeutet?《我 们的父辈》也给了我们国家战争剧树立一个榜样,当我们面对那些粗制滥造、千篇一律的抗日神话剧时,我们是不是该问问自己,我们是不是背弃了历史,(...)当我们把战争当成发泄好斗本能的一种途径时,我们是不是忘记了什么是真实的战争?  

 

 

 

 

Zum Weiterlesen

 

‚Unsere Mütter, unsere Väter‘: Das TV-Ereignis des Jahres im Schnellcheck“, Spiegel Online, 17.03.2013.

 

Wolfgang Michal: „Wunschtraumata der Kinder“, FAZ, 22.03.2013.

 

Kia Vahland: „Vom Fragenstellen und Zuhören“, 20.03.2013.

 

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