Die Superbürger – Ausländer haben es in China einfach schön!

Die Superbürger – Ausländer haben es in China einfach schön!

Ausländer werden in China wie Superbürger behandelt: Zinsenlose Kredite, Vorteilspolitik und Gratis-Immobilien. © Yidu

„Ausländer erhalten eine privilegierte Superbürger-Behandlung“, ein Kurzfilm der Online Zeitschrift IRead hat die Debatte über die Privilegien von Ausländern in Peking erneut provoziert.

Mit einer Kurzbeschreibung wird der Film auf Youku vorgestellt:

 

In Peking gibt es zwei Arten von „Fremden“. Die einen kommen aus den verschiedenen Gegenden Chinas. Das sind die so genannten „Auswärtigen“. Sieben bis acht Millionen „Auswärtige“ gibt es in Peking. Die anderen kommen aus unterschiedlichen Ländern weltweit. Das sind die „Ausländer“. In Peking gibt es ca. 200.000 Ausländer. Generell sind Chinesen sehr gastfreundlich und Fremde werden bis auf’s Äußerste umsorgt. In Peking werden sie wie regelrechte „Superbürger“ behandelt. „Ausländer“ und „Auswärtige“, diese beiden Wörter unterscheiden sich lediglich durch ein Schriftzeichen*. Ihre Behandlung in Peking könnte jedoch kaum unterschiedlicher sein.北京有两款“老外”,一款是来自祖国各地的外地人,有八百万,另一款是来自世界各地的外国人,约20万。中国人一向好客,对待“老外”自然关怀备至,在北京,他们享受着“超级国民待遇”。只是,“外国人”和“外地人”,一字之差,待遇可是不太一样哦。

 

China wird immer mehr zum Zielland internationaler Migration. Dabei sind Migranten mittlerweile nicht mehr einfach nur Gäste und Besucher. Sie sind neue Einwohner transnationaler Städte wie Shanghai und Peking, die China zu ihrer Heimat gemacht haben.

 

Sonderbehandlung von Ausländern – Ein zweischneidiges Schwert

 

Majidi”, Expat und Blogger analysiert das Video und erläutert, warum die gezogenen Vergleiche problematisch sind.

 

Zuletzt habe ich einen Kurzfilm gesehen, in dem verglichen wurde, welche Vorteile „Ausländer“ gegenüber „Auswärtigen“ in Peking haben. (…) Weil solche Posts aber oft zu Fremdenfeindlichkeit führen, halte ich es für absolut notwendig, „13 Missverständnisse hinsichtlich der Sonderrechte von Ausländern“ aufzuzeigen.最近我看到了一段视频,讲的是同外地人相比,在北京的老外所享受的特权。(…)由于此类帖子时常会引起排外的情绪,因此,我觉得得指出关于老外待遇的13个误解是很有必要的一件事儿。

 

Ausländer können so viele Kinder bekommen wie sie wollen. Sogar eine ganze Fußballmannschaft, wenn sie möchten. © Yidu

„Majidi” erläutert in 13 Punkten, dass es für Ausländer weder beim Wohnungskauf, bei der Steuer, bei Firmengründungen oder beim Einkommen besondere Begünstigungen gebe noch bei der Kreditaufnahme. Auch anhand der Geburtenpolitik und Bildungszugang, einem besonders sensiblen Thema, erklärt er, warum die im Video gezogenen Vergleiche seiner Meinung nach auch anders bewertet werden können.

 

(…) Ausländer dürfen so viele (…) (Kinder) bekommen wie sie wollen. Wenn die Kinder chinesische Staatsbürger sind, dann müssen sich die (Eltern), genauso wie alle anderen, an die Ein-Kind-Politik halten. Auch bei der Ausbildung sind diese Kinder dann den chinesischen Kindern vollkommen gleichgestellt und erhalten keinerlei Sonderbehandlung. Wenn die Kinder von Ausländern jedoch auch ausländische Staatsbürger sind, unterliegen die (Eltern) nicht den Einschränkungen der Ein-Kind-Politik. Die Kinder haben dann auch keinen Anspruch darauf, öffentliche Schulen in China zu besuchen. Sie müssen auf internationale Schulen gehen. Die günstigsten unter den internationalen Schulen kosten derzeit 100.000 RMB (ca. 12.000 €) im Jahr. Die öffentlichen Schulen hingegen kosten nur ein paar Tausend RMB pro Jahr.误解六:在生娃问题上,老外可以想生几个就生几个. 如果老外的孩子是中国国籍,那么老外一样要遵守独生子女政策。在就学问题上,其子女也完全合中国孩子一样,不存在任何特殊待遇。如果老外的孩子是外籍,那么, 老外确实不受独生子女政策的限制。但是,在这种情况下,其子女是不允许在中国的公立学校就读的。他们得去国际学校。目前中国国际学校的学费,最便宜的也要10万人民币一年。而中国公立学校的学费是几千元一年。

 

Wer Kinder hat, muss auch an ihre Ausbildung denken. © Yidu

Insbesondere Hochschulzugang und Chancengleichheit sind, wie im Video gezeigt wird, Themen, die eine wichtige Rolle spielen. Blogger „Mein Leben für mein Heimatland“ hat sich die Bedingungen für die Zulassung zur Hochschulprüfung genauer angesehen.

 

Die Geschichte mit den Extrapunkten für ausländische Gaokao**- Teilnehmer ist nicht wahr. Wahr ist aber, dass es für die zurückgekehrten Auslandschinesen und ihre Kinder Extrapunkte gibt und die privilegierte Behandlung als „Superbürger“ nicht erfunden ist. (…) Dieses System ist ungerecht und eine neue Regelung für eine Teilnahme am Gaokao, die nicht an den Wohnort gebunden ist, wäre längst fällig. Bis es auch für die Kinder ärmerer Familien Gerechtigkeit beim Gaokao geben wird, ist es noch ein langer Weg.(…)虽然国际高考移民取得在北京参加高考资格和加分是假,但是归国侨胞及其子女在北京参加高考享有加分政策是真,超国民待遇并不假,(...) 从这个角度说,内外不公平的高考政策依然拷 问和倒逼着异地高考政策,寒门子弟的高考公平政策仍然任重道远。

 

Schlechtes Benehmen als Folge von Verhätschelung?

 

Fen Qingyang, Kritiker, Marketingexperte und CEO in Wuhan schreibt über die Gastfreundlichkeit der Chinesen. Er ist der Meinung, dass sich Ausländer in China oft unangemessen benähmen, da die Sonderbehandlung vieler Chinesen sie verhätschelt habe.

 

Chinesen sind dafür bekannt, ausgesprochen gastfreundlich zu sein. Aber manchmal geht es ein bisschen zu weit mit der Gastfreundschaft. Es geht sogar so weit, dass Leuten Fehlverhalten und gesetzeswidriges Verhalten verziehen werden. Das ist übertrieben. (…) Warum also verhalten sich die Ausländer in China immer impertinenter? Ein Satz als Antwort: Das anmaßende Verhalten der Ausländer kommt davon, dass wir sie zu sehr verwöhnen.误中国人好客出了名的,但有时好客到了对人家太好,甚至可以原谅人家错误,甚至违法行为的地步,这就好客得有些过了。 (…) 外国人在华为何越来越放肆 ? 一句话:外国人霸道是宠出来的。

 

So zeigt sich in den Kommentaren der Diskutanten und Blogger, dass der Kern der Problematik nicht in der vermeintlichen Privilegierung von Ausländern zu finden ist, sondern vielmehr eine innerchinesische Debatte reflektiert. Die gesellschaftlichen Eliten stehen der sozialen Ungerechtigkeit im eigenen Land sehr ambivalent gegenüber. Einerseits fordern sie mehr Chancengleichheit, andererseits profitieren sie selbst von den Privilegien, die ihnen dieses System ermöglicht.

 

 

 

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„Auswärtiger“外地人 heißt auf Chinesisch waidiren, „Ausländer“外国人 waiguoren. Somit ist in beiden Wörtern nur das mittlere Wort ein anderes; die beiden anderen Zeichen sind identisch.

 

** Gaokao ist die einheitliche Aufnahmeprüfung für Hochschulen, die jährlich im Juni stattfindet und darüber entscheidet, welche Hochschule die Prüflinge besuchen dürfen. Nur wer einen Wohnsitz in der entsprechenden Stadt hat, darf an den dortigen Aufnahmeprüfungen teilnehmen. Dies ist insbesondere für Kinder problematisch, deren Eltern zwar in einer Stadt arbeiten, dort aber keinen ordentlichen Wohnsitz haben. Darüber hinaus ist das Hochschulsystem in China sehr elitär und der Eintritt an eine der Top-Universitäten in den großen Städten schwierig.

 

 

 

 

Zum Weiterlesen

 

Ronald Skeldon: „China: An Emerging Destination for Economic Migration”, Mai 2011.

 

Keith B. Richburg: „In China, Foreigner-Bashing Brings Backlash”, The Washington Post, 25.05.2012.

 

Gary Chodorow: „China’s New Immigration Law”, The BJ Reviewer, Juli 2012.

 

Ryan McLaughlin: „Lost Laowai”, China Expat Traveler Community.

 

 

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