Vom 20.06.2012 bis 22.06.2012 fand in Rio de Janeiro, Brasilien die Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung statt. Mit der Auswahl der Themen „nachhaltige Entwicklung“ und „Green Economy“ hat man in Rio global gesehen den Zahn der Zeit getroffen. Auch in China zeigt sich die Bedeutung beider Themen sowohl in den politischen Zielsetzungen der Regierung wie in den Diskussionen der Bevölkerung. Ein Beitrag von Marie-Luise Abshagen.
Rio+20 trug das schwere Erbe des erfolgreichen Gipfels 20 Jahre zuvor und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein erneutes Bekenntnis zu den damals erarbeiteten Entwicklungszielen zu erlangen. Nach Ansicht vieler ist die Konferenz allerdings darin gescheitert, etwas Substanzielles hervorzubringen. Umweltorganisationen wie Greenpeacee bezeichneten Rio+20 gar als „epic fail“.
Während eine „Green Economy“ als finanzkräftiger und umweltfreundlicher Wirtschaftszweig angesehen wird, manifestiert sich in dem Konzept einer „nachhaltigen Entwicklung“ die Hoffnung auf eine Entwicklung, in welcher der Mensch und nicht die Wirtschaft im Mittelpunkt steht. Denn die Sorgen um die Folgen des jetzigen Entwicklungskurses sind groß.
Die wirtschaftlichen Reformen seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik 1978 haben einerseits dazu geführt, dass China heute als erfolgreichste Volkswirtschaft der Welt gilt. Gleichzeitig hat diese Politik aber auch weitreichende soziale Probleme wie große Unterschiede zwischen Arm und Reich, Ressourcenknappheit und Umweltprobleme aber auch Geschlechterungleichheiten und Überalterung hervorgebracht. Blogger „liuyur_dudu“ schreibt darüber, dass nur eine tatsächlich nachhaltige Entwicklungsstrategie diese Probleme umkehren könne.
为缩小地区间的发展差距、改变不均衡的人口分布态势,中国10年前实施了西部大开发战略,[…]。但仍出现了目前的人口分布加速失衡问题。[…]中国对于自然资源的回收率早在2008年就达到30%远远低于欧美等国家,[…]可持续性的发展战略。提高资源回收率,减少资源的消耗。[…] 国加入WTO将面临两方面新的环境问题。一方面是国际上的“绿色贸易壁垒“。由于中国目前的环境标准普遍低于发达国家的标准,中国的[…]行业的产品将在出口贸易中受到限制。另一方面,由于国际市场对中国的矿产、石材、药用植物、农产品、畜牧产品的大量需求,可能会加重中国的生态、环境和自然资源的破坏。
Um die Entwicklungsunterschiede zwischen den Regionen zu verringern und die ungleiche Bevölkerungsverteilung zu verändern, hat man in Chinas Westen vor zehn Jahren eine große Entwicklungsstrategie begonnnen. […] Es scheint allerdings, dass die heutige Bevölkerungsverteilung die Probleme der Ungleichheiten nur noch beschleunigt. […] Die Recyclingrate von natürlichen Ressourcen lag in China 2008 bei 30%, was deutlich unter dem Wert europäischer Länder oder Amerikas liegt. […] Eine nachhaltige Entwicklungsstrategie muss demnach die Wiederverwendung dieser Ressourcen vermehren und ihren Konsum verringern. […] Mit dem Beitritt in die WTO stehen China nun zwei weitere Arten von Umweltproblemen bevor. Das erste ist die internationale „grüne Handelschranke“. Der Umweltstandard in China ist momentan deutlich niedriger als der in den Industriestaaten, weswegen Chinas industrielle Produkte Handelsbeschränkungen unterliegen. Andererseits besteht auf dem internationalen Markt ein großer Bedarf an Chinas Mineralien, Steinen, pharmazeutischen Pflanzen sowie Agrar- und Tierprodukten, was möglicherweise die Zerstörung von Chinas Umwelt und natürlichen Ressourcen weiter verschlimmern wird.
Das von „liuyur_dudu“ angesprochenen Problem der Umweltverschmutzung beschäftigt viele Blogger in ihren Überlegungen zu Chinas Wirtschaftsstrategien und wird als eines der größten Hemmnisse für die erfolgreiche Entwicklung von Gebieten jenseits der industriellen Küstenregionen im Osten gesehen. Nachhaltige Entwicklung bedeutet für Blogger „Die Asche fliegt, der Rauch erlischt“ deswegen konkret, die Ausbeutung der Gesundheit der Landbevölkerung zu verringern.
随着社会的进步,产业的转移,现在许多污染,高耗能的企业正从东部转移到西部,从城市转移到了农村。许多污染小企业在城市停办了,又到农村开办了起来;沿海发达地区的污染企业正向中西部地区转移;大型污染企业正向沿海、沿江、沿湖地区集聚。中华大地上的可持续发展的自然资源,正面临严重危害,广大农民正面临严重危害。
Durch den Fortschritt der Gesellschaft und die Transformation der Wirtschaft gibt es mittlerweile so viel Verschmutzung. Die energiefressenden Industrien sind dabei vom Osten in den Westen gezogen, von der Stadt aufs Land. So haben viele der stark verschmutzenden kleinen Unternehmen, die in den Städten geschlossen haben, auf dem Land wieder geöffnet. Die dreckigen Fabriken der entwickelten Küstenregionen sind nach Westchina gezogen, wobei sich neue verschmutzende Unternehmen an der Küste, an Flüssen und an Seen ansammeln. Die natürlichen Ressourcen einer nachhaltigen Entwicklung in China sind bedroht ebenso wie das Leben zahlreicher Farmer.
Zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung bedarf es in erste Linie einem politischen Willen, den Chinas Machthaber mittlerweile zu haben scheinen. Für Netizen „Liu Siyu“ ist es allerdings genauso notwendig, dass die Bürger beteiligt werden und ein Bewusstsein um die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit innerhalb der Bevölkerung geschaffen wird.
民众心中的可持续发展文化还未形成,[…] 参与仅局限于少数人的环保仪式。仪式越来越多,政府、企业、公众以及第三方机构的互动也在增多,技术显然是一个主要的推动力量,通过网络社交平台的联接[…]。无疑,越来越多的公众参与能推动可持续发展政策的建立健全,[…]一个将可持续发展,将自然和谐视为图腾的文化,这是一种敢于和不可持续、和污染、和浪费斗争的强大力量.
Innerhalb der Bevölkerung gibt es noch keine Kultur einer nachhaltigen Entwicklung […] und nur wenige Menschen nehmen an Aktivitäten zum Umweltschutz teil. Allerdings werden diese Aktivitäten immer mehr und die Interaktion zwischen Regierung, Industrie, Bevölkerung und weiteren Akteuren nimmt zu. Technologie ist dabei offensichtlich ein wichtiger Push-Faktor, da das Internet eine Interaktionsplattform zum Austausch bietet. […] Zweifelsohne kann mit einer größeren Beteiligung der Bevölkerung die Etablierung einer nachhaltigen Entwicklung verangetrieben werden. […] Eine nachhaltige Entwicklung und eine Kultur, welche die Harmonie der Natur zu ihrem Totem macht, das wäre eine starke Kraft, die den Kampf gegen Unnachhaltigkeit, gegen Verschmutzung und gegen Verschwendung aufnehmen könnte.
Zum Weiterlesen
Abshagen, Marie-Luise: „‘Green Economy’: Die nächste Krux für Chinas Entwicklung“, Stimmen aus China, 17.06.2012
Jung, Florian: „Chinesische Netizens zur Rede des Delegierten Xie Zhenhua auf der Klimakonferenz in Durban“, Stimmen aus China, 26.01.2012
Abshagen, Marie-Luise: „‘Lediglich kein Rückschritt‘: Eine Bewertung der Klimakonferenz in Cancún“, Stimmen aus China, 15.01.2011
Mendle, Roman Serdar: „Tauziehen der Interessen: China als Hauptdarsteller im Kopenhagener Klimapossenstück“, Stimmen aus China, 09.02.2010.
Weitere Links zum Thema Nachhaltige Entwicklung in China und Rio+20
Yang Lina: „Chinese premier urges joint efforts to promote sustainable development”, Xinhua, 21.06.2012.
Lacy, Peter: „Is China the global game-changer for sustainability?“, The Guardian, 27.01.2012.
Zhou Jianxiong: „Chinese NGO holds forum at Rio+20“, China.org, 18.06.2012
„The Future We Want: Outcome document adopted at Rio+20“, United Nations Conference on Sustainable Development, 20.-22.06.2012.