In China häufen sich die Proteste pensionierter Militärs, die sich von der Zentralregierung im Stich gelassen fühlen. Viele organisieren Petitionen und Sitzstreiks gegen Altersarmut und mangelnde Anerkennung.
Seit einigen Jahren protestieren Militär-Veteranen zunehmend gegen ihre schlechte Behandlung durch die chinesische Regierung. Die meisten haben auf Seiten der chinesischen Nationalisten im zweiten japanisch-chinesischen Krieg (1937-1945) und beim Grenzkonflikt mit Vietnam (1979) gekämpft. Mehrere Tausend finden sich regelmäßig zu Sitzprotesten vor dem Petitionsbüro des Zentralen Militärkommandos zusammen. Dabei wollen sie auf die niedrigen Pensionen und sonstige Zuwendungen aufmerksam machen, die Veteranen zunehmend in die Altersarmut stürzen.
Weder Lohn noch Anerkennung
Weibo-Nutzer Tiangongtang erzählt im Netz vom Werdegang und den jetzigen Lebensumständen einer Bekannten:
Auch Internet-User Meige Lunjian ist vertraut mit den schwierigen Lebensbedingungen chinesischer Veteranen:
Diese desaströsen Umstände kann auch Weibo-Nutzer Xunxun Yiyi bestätigen:
Proteste stoßen auf taube Ohren
Ein anderer Weibo-Nutzer berichtet dagegen von Veteranen, die den Mut hatten, ihren Unmut zu äußeren:
Selten gibt es Berichte über Stellungnahmen der Behörden, die dieses Problem entweder ignorieren oder die Verantwortung abschieben. In den chinesischen Netzwerken findet sich jedoch diese Schilderung aus der Region Chengdu in der Provinz Sichuan.
Yang Genkui, ein über 90-jähriger verdienter Kriegsveteran, hörte 2005, wie ein anderer Kriegsveteran Yang Yangzheng zu einer der „10 großen und bewegenden Persönlichkeiten von Chongqing“ gewählt wurde. Als Mitglieder der Kuomintang hielten sie beide in Gefechten zu Beginn des chinesisch-japanischen Krieges 1937 zahlreichen Angriffen der Japaner stand.
Yang Genkui freute sich besonders über die Anerkennung, die Yang Yangzheng erfuhr. Da beschloss er, die zuständige Behörde seines Ortes nahe Chengdu aufzusuchen, um sein Problem der Rente zu lösen. Er bekam jedoch nur folgende Antwort:
Viele Veteranen wünschen sich ein Vermächtnis
September 2015 feierte die chinesische Regierung mit Pauken und Trompeten den 70. Jahrestag des „Sieges über Japan“ 抗日战争胜利 im chinesisch-japanischen Krieg. Dabei ließ man die wenigen noch lebenden Kriegsveteranen in der Militärparade vorneweg fahren – als Zeichen der Ehre sagen die einen, oder nur zu Propagandazwecken die anderen. Die chinesischen Veteranen erhielten darüber hinaus im Vorfeld eine einmalige Zahlung 生活补助金 von 5.000 Yuan (ca. 675 Euro).
Was die Veteranen jedoch wirklich wollen, ist nachhaltige Unterstützung sowie öffentliche Anerkennung. Dies könnte in Form einer besseren Dokumentation der Daten und Schilderungen der letzten Verbliebenen geschehen, bevor auch diese Zeitzeugen sterben.
Weibo-User Der lustige Chris001 fasst dies treffend zusammen:
Zum Weiterlesen :
Lisa Krauss: Sieben-Tage-Woche : Netizens verpassen Chinas größte Militärparade, Stimmen aus China, 12. Oktober 2015.
Jeremy Page: As China’s Economy Slows, Unrest Among Veterans Rises, The Wall Street Journal, 26. April 2016.
Beitragsbild: Eugene Kaspersky, Flickr Creative Commons.